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Wir haben zur richtigen Zeit Energie getankt

Öffentliche Festveranstaltung des Landesverbandstag NRW

Landesinnungsmeister Andreas Peeters bei seiner Eröffnungsrede.(© Günter Gaux)

Düsseldorf – Eine öffentliche Festveranstaltung, im Rahmen eines Landesverbandstages in Nordrhein-Westfalen, ist nach wie vor etwas besonders. Schließlich ist man es gewohnt, die Verbandstage eher beschaulich und intern abzuhalten. Doch zum eigentlichen 75. Jubiläum, wollte man diese Festveranstaltung in der Landeshauptstadt Düsseldorf sehr gerne abhalten. Das diese Festveranstaltung dann doch ein Jahr später als geplant ablief, war der Pandemie geschuldet. Dennoch hat sich das Warten gelohnt!

Schornsteinfegerhandwerk für Technologieoffenheit

Landesinnungsmeister Andreas Peeters hob direkt in seiner Eröffnungsrede hervor, dass das Schornsteinfegerhandwerk mit Energie in die Zukunft geht. Dem Motto des Verbandstages. In seiner trockenen, humorvollen Art gelang es Peeters bereits nach wenigen Minuten das Eis im Festsaal so zu brechen, dass es eine inhaltlich wertvolle, aber zu keiner Zeit zu einer steifen Veranstaltung wurde.
Der Landesinnungsmeister zeigte auf, dass das Schornsteinfegerhandwerk zu einem vernünftigen Übergang aus den fossilen Brennstoffen steht. Aber mit Technologieoffenheit.

Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart zählt auf die Schornsteinfeger. (© Günter Gaux)

Pinkwart: Wir müssen jede Sparmaßnahme nutzen

Als einer der zahlreichen Ehrengäste gab sich Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP) die Ehre, die Festrede des Landesverbandstags zu halten. Pinkwart ist Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und gab einen Überblick über die bisherigen Leistungen des glücksbringenden Gewerks. Viel wichtiger war ihm aber der Ausblick auf die neuen Aufgaben und er bat die Schornsteinfeger bei den Einsparpotentialen in den Gebäuden zu helfen.
Der Minister berichtete über den Notfallplan Gas und rief seinen Zuhörern zu: „Wir müssen jede Sparmaßnahme nutzen. Helfen Sie den Bürgern dabei. Die Landesregierung baut auf die Schornsteinfeger.“

Ein wichtiges Thema war Pinkwart sodann die Digitalisierung im Gesamten und insbesondere um die Gebäudetechnik. Man möge prüfen, inwieweit der Schornsteinfeger künftig hier beratend tätig werden könne, so der Wirtschaftsminister.
Dass das Thema Digitalisierung gerade für seine Partei, die sich zu diesem Zeitpunkt im Wahlkampfmodus befand, große Bedeutung hat, war spätestens jetzt klar. Man möchte bürokratische Lasten abschaffen und die Digitalisierung könne dabei helfen.
Investieren müssen man zudem mehr in Bildung. 140.000 Handwerker fehlen derzeit, um die Arbeiten in den nächsten Jahren erledigen zu können.

„Präsident Oswalt Wihlem und der ZIV möchten das Schornsteinfegerhandwerk umgestalten. (© Günter Gaux)

Wilhelm: 10.000 Energieberater aus dem Schornsteinfegerhandwerk helfen zu beraten

Im Anschluss daran sprach der Präsident des Schornsteinfegerhandwerks, Oswald Wilhelm, zu dem Plenum.
In seiner letzten Rede zeigte Wilhelm direkt auf, dass das Schornsteinfegerhandwerk zur richtigen Zeit Energie getankt hat.
Mit Blick auf die politischen Probleme mahnte der Präsident, dass Gas nicht gleich Gas ist. „Es ist nicht möglich, innerhalb von zwei Wochen auf LEG-Gas umzustellen.“ Hierzu ist die Infrastruktur derzeit gar nicht gegeben.
Bei den energiepolitischen Themenfeldern bietet sich aber an, dass die 10.000 Energieberater aus dem Schornsteinfegerhandwerk helfen zu beraten.
Derzeit sieht Wilhelm die Hauptaufgabe das Schornsteinfegerhandwerk umzubauen. Mit Verweis auf die wegfallenden Kernaufgaben, wird die Beratung mehr und mehr zunehmen.
Der Präsident freute sich zudem, dass die Feinstaubbelastung derzeit deutlich zurück gehe. Hier ist die Beratungstätigkeit des Schornsteinfegers von enormer Bedeutung und er prophezeite, dass ab 2025 der Feinstaubgehalt noch weiter zurück gehen wird. Spätestens dann müssen viele alte Einzelfeuerstätten außer Betrieb genommen werden.

„Kammerpräsident Andreas Ehlert forderte eine Effizienz-Revolution ein. (© Günter Gaux)

Ehlert: Bewusste Identität des Schornsteinfegers muss bleiben

Als feiner Rhetoriker bekannt, betrat danach der Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerks und zugleich Kammerpräsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert das Podium.
Der Schornsteinfegermeister weiß natürlich aus erster Hand, wie gewaltig sich das Schornsteinfegerhandwerk geändert hat und dennoch zur Tradition steht. Er mahnte, dass man bei einer bewussten Identität bleiben müsse, auch wenn man heute und morgen als moderner Dienstleister am Markt tätig ist. Ehlert forderte eine Effizienz-Revolution ein: „Wir brauchen mehr Energieeffizienz, denn die Aufgaben sind herausragend.“

Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermachers Sichtweisen teilte nicht jeder im Raum. (© Günter Gaux)

Radermacher hält die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels unrealistisch

Ohne Sprech- und Gedankenverbot, und ohne jegliche zeitliche Vorgabe versehen, begrüßte danach Landesinnungsmeister Peeters den im Schornsteinfegerhandwerk gut bekannten Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher.
Und Radermacher nahm die Aufforderung des offenen Sprechens wörtlich. Nicht jeder im Raum teilte seine Auffassung zu den Hygienevorgaben während der Pandemie oder seine Sichtweise zum Überfallkrieg Russlands. Hier bewegte sich Radermacher an der Grenze, doch gerade das schien ihm zu gefallen.
Wertvoller waren hernach seine Gedanken zur weltweiten Klimaproblematik. „Wer das Klimaproblem lösen möchte, muss es weltweit lösen“, so der Professor. Und gerade deshalb schließt er die Einhaltung des Klimaziels mit seiner 1,5 Grad-Grenze aus. Realistisch sieht er die Einhaltung von 2,3 %, aber auch dafür lohnt es sich anzustrengen. Die politischen Vorstellungen sind absurd und man brauche ein Energiesystem, welches die bisherigen mit den regenerativen Energien koppelt. Dies könne auch durch ein Auffangen von CO² funktionieren, so Radermacher. Aber er sieht zugleich seine Umsetzungsschwierigkeiten, da „die Vernunft es nicht einfach hat, alles ist durchidealisiert.“
Im gesamten war Professor Dr. Dr. Radermacher eine Bereicherung des Landesverbandstags. Denn insbesondere durch sein öffnen des Blickwinkels regte er zu vielen Diskussionen an.

Obermeister Norbert Rieck mit Astird Manciu von Forliance bei der Zertifikat-Übergabe. (© Günter Gaux)

Ein Schornsteinfegerbetrieb verbraucht 5,816 t CO² im Jahr

Im Anschluss daran, durften die Gäste der Festveranstaltung einer ganz besonderen Klimaschutzaktivität beiwohnen. So haben sich alle Innungsbetriebe der Schornsteinfeger-Innung Düsseldorf dafür entschieden, künftig all ihr unvermeidbares CO² auszugleichen.
Man hat errechnet, dass jeder Schornsteinfegerbetrieb im Schnitt 5,816 t CO² im Jahr verbraucht. Hierbei geht das meiste CO² auf die Mobilität zurück. Ausgeglichen wird nun die errechnete CO²-Menge durch den Partner Forliance, der mit Frau Astrid Manciu vor Ort vertreten war. Mit den Worten: „Klimaschutz ist Menschenschutz“ übergab die Forliance-Vertreterin symbolisch das Zertifikat zum CO2-Ausgleich seiner Betriebe dem Obermeister Norbert Rieck. Eine Aktion, die hoffentlich noch ganz viele Nachahmer in den Reihen der Schornsteinfeger-Innungen findet.

Und so endete eine inhaltlich hervorragende Festveranstaltung. Alle Anwesende waren sich einig, dass sich der Weg nach Düsseldorf mehr als gelohnt hat.

Andreas Kramer
Landesfachverband Nordrhein-Westfalen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit