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74. Landesverbandstag NRW 2020

Man sollte keine Gelegenheit der Krise ungenutzt lassen

Dülmen - Eigentlich freute man sich auf Ostwestfalen, man freute sich auf Herford und spannende Tage um den vierundsiebzigstens Landesverbandstag Nordrhein-Westfalen. Doch dann legte das Coronavirus Deutschland lahm und somit auch die wichtigste Schornsteinfegertagung im Land. Bedauerlich war dies auch für die ausrichtende Schornsteinfeger-Innung vor Ort, deren Planungen sprichwörtlich in der Lippe untergingen.

Als Ausweichquartier musste nun die verbandseigene Schornsteinfeger-Akademie in Dülmen herhalten. Und so kamen am 30. Juni vierundzwanzig Delegierte aus den nordrhein-westfälischen Schornsteinfeger-Innungen zusammen, um ihre Mitgliederversammlung abzuhalten.

Als einzigen Gast konnte der Landesinnungsmeister Andreas Peeters den Präsidenten des Bundesverbandes, Oswald Wilhelm, begrüßen.

Wir mussten unserer Verantwortung gerecht werden

Zunächst ging jedoch der Landesinnungsmeister in seinem Geschäftsbericht auf die Geschehnisse der letzten Monate ein.
Diese waren nicht nur geprägt von den Auswirkungen des Virus, wenngleich er neue Möglichkeiten gerade in der digitalen Kommunikation beflügelte. So zogen Online-Konferenzen und Tagungen ins Verbandsleben ein und auch die Schornsteinfeger-Akademie baut seitdem das digitale Lernen aus. „Man sollte keine Gelegenheit der Krise ungenutzt lassen“, zitierte Peeters trefflich den ehemaligen Premierminister Winston Churchill.

Blick aus dem Plenum (© Andreas Kramer)
Die Delegierten des 74. Landesverbandstages (© Andreas Kramer)

Froh war Peeters aber auch, dass die Politik die Systemrelevanz und Bedeutung unseres Berufes zu Beginn des Lockdowns herausstellte. Schließlich wurde kein Berufsverbot erlassen und das Schornsteinfeger-Handwerk durfte weiter seiner Arbeit nachgehen.
„Wir mussten unserer Verantwortung und dem wichtigen Interesse des Brandschutzes und der Sicherheit gerecht werden“, hob der Landesinnungsmeister hervor. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Geschlossenheit und Einigkeit im Schornsteinfeger-Handwerk und kritisierte Corona-Fördernehmer aus unseren Reihen. Froh ist er, dass die meisten unter ihnen ausgezahlte Fördergelder bereits wieder zurückgezahlt haben.

Zum Thema Kehrordnung dankte Peeters dem Präsidenten Oswalt Wilhelm für seine professionelle Vertretung des Schornsteinfegerhandwerks. Den langjährigen Weg, über das technische Hearing 2018 und zahlreiche Diskussionen, konnten wir trotz vereinzelter Störfeuer erfolgreich begleiten.

Weitere Themen in seinem Geschäftsbericht waren die anstehenden Änderungen um das Zertifizierungsverfahren im Schornsteinfegerhandwerk, die Ausbildungskasse sowie die anstehenden Tarifverhandlungen. Zu den Verhandlungen mit der Gewerkschaft ZdS möchte man nun gemeinsam Lösungen suchen, wie Betriebe entlastet werden können. Aber man brauche auch vernünftige und faire Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer im Schornsteinfegerhandwerk.

Massive Veränderungen werden vor uns stehen

Im Nachgang sprach der Präsident des Bundesverband Oswald Wilhelm zu den Delegierten und dankte ihnen stellvertretend für das Fingerspitzengefühl der Kolleginnen und Kollegen in der Corona-Zeit: „Das hat gut geklappt“.

Massive Veränderungen könnten im Betrieb mit festen Brennstoffen vor uns liegen, berichtet der Präsident. Gerade die Diskussionen um die Änderung der Ableitbedingungen und Staubgrenzwerte werden nicht einfach werden.
Er mahnte besonders, die verpflichtenden Schornsteinfegerarbeiten noch genauer zu nehmen und diese durchzuführen, als wir das ohnehin bereits tun. Die jüngst veröffentlichten Statistiken zeigen deutlich auf, dass man hier sorgfältiger und vollständiger arbeiten muss.
Mit Blick auf die Deutsche Umwelthilfe und ihrer Forderungen zur verpflichtenden Nachrüstung einer Entstaubung bestehender Kaminöfen, verwies Wilhelm auf den riesen Erfolg zur bisherig erreichten Staubreduzierung.

Erfreut zeigte sich Wilhelm über das neue Gebäudeenergiegesetzt, welches aktuell die 2./3 Lesung des Bundestages durchlaufen hat. Der bevollmächtige Bezirksschornsteinfeger ist weiter für seine bisherigen Tätigkeiten gem. EnEV vorgesehen und Beratertätigkeiten wurden für Gebäudeenergieberater erweitert.

Tarif: Die Regionen müssen unterschiedlich bewertet werden

Mit Blick auf die anstehende Tarifrunde ging der Präsident ebenso auf das Thema ein. Er hob hervor, dass es ein großer Erfolg ist, bundesweit einen einheitlichen Lohn und keine Unterschiede mehr zwischen Mann und Frau zu haben. Dennoch müssen die Regionen unterschiedlich bewertet werden, gerade mit Blick auf den Osten. Klar ist aber auch, dass ein gerechter Lohn gezahlt werden muss, der auch Werbung für den Schornsteinfeger-Beruf ist. Ziel muss es auch sein, Schornsteinfeger in unserem Beruf zu halten.

ZStat: Über 6,7 Mio. Daten werden in NRW ver- und bearbeitet

Im Nachgang folgten nun die Geschäftsberichte des Vorstandes. Zunächst ging der technische Landesinnungswart Andreas Schoßland auf die neuen Handlungsempfehlungen des Landesfachverbandes ein und bat um Beachtung bei der alltäglichen Arbeit.
Zum Thema Statistiken wusste Schoßland zu berichten, dass mittlerweile über 6,7 Mio. Daten in Nordrhein-Westfalen ver- und bearbeitet werden. Kritik gab es jedoch am Aufbau der neuen Mängelstatistik in der Verwaltungssoftware, aber auch am Informationstransport zur Umsetzung dieser. Hier muss man von Seiten des Bundesverbandes besser werden.

Der Landesberufsbildungswart Hans-Eberhard Kopp stellte ausführlich die Ergebnisse der Ausbildungsoffensive da. Insbesondere ging er auf die Entwicklung der Ausbildungszahlen und die Notwendigkeit ein, weiter aktiv um den Berufsnachwuchs zu werben.

Peter Schäfers folgte im Anschluss zum Stand der Einzelzertifizierungen der Schornsteinfeger-Akademie in Dülmen und dankte insbesondere für die Zuarbeiten aus dem Hause. Als Beauftragter QM/UM wusste er auch noch über den aktuellen Stand zur monierten Systemänderung unseres Qualitäts- und Umweltmanagementverfahrens zu berichten.

Menschen mit dem Herz am rechten Fleck

Für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit rief Andreas Kramer den Delegierten zu, ein Selbstverständnis dafür zu bekommen, tolle Fotos und Bilder dem Landesfachverband zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. „Wir haben einen tollen Beruf und wir haben hier in NRW tolle Menschen, die sich für diesen einsetzen. Menschen mit dem Herz am rechten Fleck“, so Kramer. Dies muss man mehr nach draußen tragen und zeigen.

Den Abschluss in der Berichterstattung machte der Geschäftsführer und Vorstand Finanzen, Ralf Rosocha. Auch wenn die Corona-Zeit sich deutlich in der Bilanz niederschlagen wird, ist man froh, in der Vergangenheit solide gewirtschaftet zu haben. Auch in Sachen Finanzen ist der Landesfachverband gut aufgestellt.

Delegierte beschlossen die Erhöhung der Ausbildungsvergütung

Als positives Zeichen für die Ausbildung im Schornsteinfeger-Handwerk ist der Antrag zur Erhöhung der Ausbildungsvergütung zu werten.
So beschlossen die Delegierten die Ausbildungsverträge beginnend mit dem 1. Ausbildungsjahr 2021 auf 700,00 Euro (1.Ausbildungsjahr), 800,00 Euro (2.Ausbildungsjahr), 900,00 Euro (3.Ausbildungsjahr) zu erhöhen.
Damit wird nun in Nordrhein-Westfalen die höchste Ausbildungsvergütung im Bundesgebiet gezahlt. Das ist gut und wichtig und sollte als Ansporn für ein Mehr an Ausbildung zu verstehen sein.

Jubiläums-Verbandstag in Düsseldorf

Last but not least gab der Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Düsseldorf schon jetzt einen Ausblick auf den Jubiläumsverbandstag im kommenden Jahr. Dieser wird vom 13.-16.04.2021 in Düsseldorf stattfinden. Vorgesehen ist auch ein öffentlicher Teil in den Rheinterrassen. Grund zum Feiern gibt es dann allemal. Schließlich wird der Landesfachverband dann 75 Jahre alt.

Andreas Kramer
Landesfachverband Nordrhein-Westfalen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Landesinnungsmeister Andreas Peeters bei seinem Geschäftsbericht (© Mike Gebhardt)
Einziger Gast in Dülmen: Unser Präsident Oswald Wilhlem. (© Mike Gebhardt)
Andreas Schoßland ist technischer Landesinnungswart und Meister der Statistiken (© Mike Gebhardt)
Hier gibt’s Menschen mit dem Herz am rechten Fleck, rief Andreas Kramer den Delegierten zu.(© Bernhard Mertens)